Fünf Vorträge boten ein breites Spektrum zu vielfältigen Aspekten der Energieversorung

Rund 100 Gäste informierten sich über aktuelle Projekte und unterschiedliche Perspektiven zur Umsetzung der Energiewende. Das Spektrum reichte von Wasserstoff für die Sektorenkopplung bis zur Nutzung von Wärme. Der intensive Austausch zur Energieversorgung steht im Zusammenhang mit der Initiative „Energieregion Wesermarsch“, die von der Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH im Landkreis koordiniert wird.


Elsfleth. Die derzeitige Situation auf dem Energiemarkt (hohe Strompreise, veränderte Importwege), gekoppelt mit dem Anspruch zur Energiewende, erzeugt einen enormen Handlungsdruck die zukünftige Energieversorgung neu zu denken. Eine Hinwendung zu mehr Dezentralität bzw. einer verstärkten Regionalität bei der Energieversorgung erhält eine größere Bedeutung. Zudem gewinnt der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien ein noch höheres Maß an Dringlichkeit, um Abhängigkeiten bei der Energieversorgung zu vermindern. Der Ausbau muss nicht nur in Form großflächiger Wind- oder PV-Parks umgesetzt werden, sondern ist auch in kleineren, dezentralen Lösungen denkbar.


Um Lösungsideen und Zukunftspotenziale für Energieautarkie und Versorgungssicherheit aufzuzeigen und zu diskutieren, hatte die Wirtschaftsförderung im Rahmen ihrer Initiative „Energieregion Wesermarsch“ zur Veranstaltung: „Energieversorgung neu denken – Autarkie und Sicherheit durch regenerative Energien“ eingeladen, die von der Metropolregion Nordwest gefördert wurde. Rund 100 Gäste folgten der Einladung auf den Maritimen Campus, wo die Jade Hochschule, Fachbereich Seefahrt und Logistik, ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

Dekan Prof. Barbara Brucke und Geschäftsführerin Nicola Illing von der Metropolregion begrüßten

Die Dekanin Prof. Barbara Brucke begrüßte daher sehr herzlich die zahlreichen Teilnehmer:innen der Veranstaltung und gab einen kurzen Überblick zum traditionsreichen Ausbildungsort für Nautik, der heute darüber hinaus sowohl Logistikmanagement vermittelt als auch einen Masterstudiengang zum Internationalen Maritimen Management anbietet.
Nicola Illing, Geschäftsführerin der Metropolregion Nordwest, schloss sich der Begrüßung an und verwies darauf, dass sich die Metropolregion die Energietransformation als Fokusthema für die nächsten Jahre auf die Fahnen geschrieben habe. Ziel sei es im Schulterschluss aller Akteur:innen konkrete Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Die Metropolregion wolle dafür die Vernetzung unterschiedlichster für die Energiewende relevanter Disziplinen forcieren. Dafür arbeite die Metropolregion eng mit verschiedensten Stakeholdern – wie der „Energieregion Wesermarsch“ – zusammen, um die regenerative Energieversorgung durch ein abgestimmtes Handeln im gesamten Metropolraum voranzubringen.

Fünf spannende Vorträge - Analyse trifft auf praktische Umsetzung

Den Auftakt für den Nachmittag lieferte Philipp Heilmaier von der Deutschen Energie-Agentur (dena) aus Berlin. Der Bereichsleiter Zukunft der Energieversorgung entwarf ein Szenario für ein Gelingen der Transformation des Energiesystems, das nur im Zusammenspiel unterschiedlicher Ansätze erfolgversprechend entwickelt werden könne. Weniger Energieverbrauch, ein starker Ausbau der Erneuerbaren Energien, die Elektrifizierung, die Verwendung von Wasserstoff in der Mobilität seien notwendig, um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.
Danach folgten vier Vorträge, die die Vorteile, aber auch potenziellen Grenzen einer dezentralen Energieversorgung aufzeigten.


Michael Sagorje von der EWE Trading fokussierte sich auf die Ansätze zur Dezentralität der Energieversorgung und zeigte das Spannungsverhältnis innerhalb der Marktkräfte auf. Hierbei wurde deutlich, dass die Loslösung von ausländischen Energiequellen hin zu einer rein national bzw. europäisch organisierten Energieversorgung auf Basis regenerativer Energien an seine Grenzen stoßen könnte. Er verwies auf Engpässe bei den nötigen Flächen, Stromnetzen sowie Speicherkapazitäten. Auch sei aus Kostengründen eine nationale Autarkie unwirtschaftlich. Subventionen wie bei der Landwirtschaft seien daher auch für Energieimporte denkbar.


Dr. Alexander Dyck vom DLR aus Oldenburg stellte Wasserstoff als sektorenkoppelndes Element in den Mittelpunkt. Ob seiner vielfältigen Verwendbarkeit liefere Wasserstoff/H2 für zahlreiche Anwendungsfelder eine Alternative zu fossilen Brennstoffen. Ob chemische oder Lebensmittelindustrie, Mobilität oder im Weltraum, H2 sei bereits überall anzutreffen. Ob in der direkten Verbrennung oder als Speichermedium sei H2 ein wichtiges Bindeglied und daher einer der Schlüssel der Energiewende.


Einen Einblick wie die Energiewende in der Agrarwirtschaft Einzug halten kann, erhielten die Gäste durch Hilmer Heineke, Geschäftsführer der THHIMA GmbH & Co. KG aus Elsfleth. Er schilderte die vielfältigen Möglichkeiten aus der Praxis von Unternehmen, wie durch Eigenstromproduktion sowohl Sicherheit als auch Unabhängigkeit machbar wird. Dazu brauche es keine neuen Technologien, sondern vor allem den kritischen Blick in den tatsächlichen Stromverbrauch. Entscheidend sei der individuelle Bedarf, der mit Hilfe bestehender intelligenter IT-Werkzeuge ermittelt werden könne. Das Datensammeln im Unternehmen zahle sich aus in konkreter Kosteneffizienz. Wie viel Sonne und Wind nötig sei, ob Speicher ja oder nein und in welcher Form seien Stellschrauben, mit denen ein Unternehmen seine Eigenstromversorgung gewinnbringend realisieren könne.


Mit Sebastian Stricker von der Firma Remeha gab es zum Abschluss ein weiteres Mal einen Eindruck aus der Praxis. Das Unternehmen aus Emsdetten hat sich auf die Wärmeversorgung spezialisiert und fährt eine eigene Wasserstoffstrategie. Bereits seit 2018 werden H2-fähige Heizanlagen installiert. Mit der langjährigen Erfahrung mit Gas-Brennwertkesseln, Wärmepumpen oder Kraft-Wärmekopplung mache man sich nun auf den Weg neue Wohnprojekte oder auch Unternehmen mit Erneuerbaren Energien-Anlagen (PV, H2) auszustatten. Hybridlösungen aus Wärmepumpe sowie Spitzenlastkessel bewiesen, dass fossile Heizanlagen zum Auslaufmodell werden.


Tobias Busch, Netzwerkmanager der Energieregion Wesermarsch und Ingrid Marten, beide verantwortlich für die Organisation der Veranstaltung, zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden. „Die Wirtschaftsförderung ist aktiv in den fortlaufenden Gestaltungsprozess der Energiewende eingebunden. Dafür stehen wir in einem engen Kontakt mit Experten:innen und Unternehmen. Die große Resonanz zeigt uns: Ein intensiver Austausch durch Vorträge und Diskussionen ist wichtig. Wir freuen uns daher sehr, wieder einmal den Campus für die regionale Vernetzung nutzen zu dürfen,“ so Ingrid Marten. Tobias Busch ergänzt: „Wir setzen unser Engagement mit einer öffentlichen Veranstaltung im Juni fort. Im Rahmen der Woche des Wasserstoffs (10. bis 18. Juni) wird sich die Energieregion Wesermarsch ebenfalls mit einem Beitrag beteiligen.“

BU: Als Dankeschön für die Mitwirkung am Programm gab es ein Gastgeschenk aus der Wesermarsch. V.l.: Ingrid Marten übergab die kulinarischen Leckerbissen an Dr. Alexander Dyck/DLR, Sebastian Stricker/Remeha GmbH, Hilmar Heineke/THHIMA GmbH, Nicola Illing/Metropolregion Nordwest.

 

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